Germering

Nach dem Brand: Das Lager bleibt JULIA (Flüchtlingslager, Germering), Dienstag 7.10.14, 14.00 Uhr: Fast neun Monate ist es her. In den Morgenstunden des achten Januars wurden die Bewohner*innen der Germeringer Unterkunft durch eine Besucherin geweckt, die das Feuer am vorderen Gebäude bemerkt hatte. Ernsthaft verletzt wurde niemand, der nächtliche Schock blieb. Schnell versicherten Lokalpolitik und Behörden, dass es sich bei dem Brand keinesfalls um eine rechtsradikale Tat handeln könnte. Die Ermittlungen der Polizei liefen ins Leere: Von Brandstiftung sei auszugehen, die Motive seien jedoch unklar. Bei den Bewohner*innen blieb Unsicherheit, Wut und große Unzufriedenheit mit ihrer Wohnsituation. Auch ohne die rußgeschwärzte Wand im Vorderhaus ist das Lager in Germering ein düsterer, deprimierender Ort. Die drei Holzbaracken liegen zwischen Golfplatz und Wertstoffhof, etwa 25 Gehminuten von der S-Bahn-Station entfernt. So weit abseits von den Wohnsiedlungen, dass viele Anwohner*innen erst durch den Brand von der Gemeinschaftsunterkunft am Stadtrand erfahren haben. Monate, Jahre, an diesem Ort zu verbringen, scheint unvorstellbar. Dennoch, einige leben hier seit mehr als zehn Jahren. Nach dem Brandanschlag haben einige der Langzeitbewohner*innen einen dauerhaften Aufenthalt bekommen, erzählt die Frau, die selbst schon jahrelang am Starnberger Weg wohnt. Sie will ihren Namen nicht schon wieder in der Zeitung oder im Internet lesen. So oft hat sie schon ihre Geschichte erzählt und doch hat es nichts gebracht. Seit vielen Jahren lebt sie nun in der ebenerdigen Baracke, in dem Familien, alleinstehende Mütter und Männer gemeinsam untergebracht sind. Toiletten und Duschen werden von allen Bewohner*innen gemeinsam verwendet. Verschiedene geflüchtete Frauen erzählen von verbalen Beleidigungen und sogar körperlichen Übergriffen. Auf den hellhörigen Gängen entstehen schnell Konflikte im engen, erzwungenen Zusammenleben. Einige Monate hat es gedauert, nun beginnen die Baumaßnahmen am Verwaltungstrakt der Unterkunft, dort wo es im Januar gebrannt hat. Einige Handwerker in Latzhosen beginnen, die Fassade zu reparieren, die letzten Spuren des Ruß zu beseitigen und die Isolierung auszubessern. Für die Menschen dort ändert sich damit jedoch nicht viel. Das Lager bleibt.