Germering
Golfen in Germering
AGNES (Flüchtlingslager Germering), Dienstag 7.10.14, 14 Uhr:
Die drei Holzbaracken des Germeringer Flüchtlingslager liegen am Stadtrand. Als wir dort ankommen erwarten uns zwei Journalistinnen, eine von der AZ und eine vom Merkur. Nach dem großen Empfang in Schwabhausen ist es beruhigend, dass diesmal nicht eine Traube von Menschen bereits vor dem Lager versammelt ist. Wir können uns hier Zeit lassen und in aller Ruhe mit den BewohnerInnen sprechen. Nur vereinzelt sieht man Personen auf dem Gelände. Einer streckt den Kopf aus dem Fenster. Wir unterhalten uns mit ihm. Er heißt K. Und kommt aus Afghanistan. Er ist bereits seit vier Jahren in Deutschland, seit eineinhalb Jahren wohnt er in Germering. Eine Ausbildung dürfe er nicht machen, meint der junge Mann. Er hat eine Duldung und das Landratsamt erteilt ihm keine Arbeitserlaubnis. „Dafür muss ich erst zur afghanischen Botschaft und einen Pass vorlegen“, sagt K. Sobald er aber gültige Ausweispapiere besitzt, könne ihn das Landratsamt abschieben. Daher befindet er sich nun in einer Warteschleife. „Ich habe hier nichts zu tun und langweile mich zu Tode“, erzählt er weiter. Am liebsten würde er eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker machen. Aber eigentlich ist es ihm egal. „Hauptsache ich habe etwas zu tun und muss hier nicht den ganzen Tag rumsitzen“.
Als ich ein paar Fotos von dem Lager mache, lerne ich ein kleines Mädchen kennen. Sie ist fünf Jahre alt. Sie zeigt mir das gesamte Gelände. An einer Baracke wird gerade gebaut und renoviert. Hier wurde der Brandanschlag Anfang dieses Jahres verübt. Direkt neben dem Lager befindet sich ein Golfplatz. Ein skurriler Anblick, die heruntergekommenen Holzbaracken neben dem kurzgemähten Rasen zu sehen, auf dem ältere Damen und Herren ihre Golftaschen hinter sich her ziehen. Das kleine Mädchen beginnt auch Golf zu spielen: Mit einem Ast und einem Tennisball, den sie in der Wiese findet.