Deggendorf
Abendveranstaltung - Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge: Herausforderung für Deggendorf?
BEN (Deggendorf, Abendveranstaltung), Mittwoch 08.10.2014, 19:00 Uhr:
Große Aufregung gab's vor unserer Abendveranstaltung in Deggendorf. Gemeinsam mit Deggendorf Nazifrei und dem evangelischen Pfarrer Rösch hatten wir zum Thema Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge geladen. Doch CSU-Landrat Bernreiter hatte offenbar Angst, dass wir Aufwiegeln und zu diesem wichtigen Thema Unruhe stiften und war pekiert, dass wir ihn nicht persönlich eingeladen hatten. Er wandte sich mit seiner Kritik in einem offenen Brief an uns und die Presse. Halb so wild - trotz des fragwürdigen Stilmittels entschuldigten wir uns für die kurzfristige Veranstaltungsankündigung. Mit heisser Nadel gestrickt hatten wir erst letzte Woche dazu eingeladen. Trotzdem, oder gerade wegen dem Aufruhr, war die Veranstaltung gut besucht, rund 50 Personen kamen ins Deggendorfer Kolpinghaus.
Auch inhaltlich kann der abwesende Landrat aufatmen. Bereits angekündigt hatten wir: "Mit der Veranstaltung möchten wir über Flüchtlinge & Asyl in Bayern informieren und laden zu einer offenen Diskussion über die kommende Erstaufnahmeeinrichtung in Deggendorf ein." So war unser Ziel, Bewusstsein für die Situation von Flüchtlinge in Bayern zu schaffen, und in Austausch zu treten, wie die Diskussion um die Erstaufnahme in Deggendorf verläuft. Nicht mehr, nicht weniger. Was wir nicht bieten konnten, waren Hard Facts. Denn weiterhin ist vieles unklar. Wann genau geht's los? Wann kommt die Außenstelle des BAMF? Welcher Träger übernimmt die Sozialbetreuung? Wie viele SozialarbeiterInnen werden eingesetzt? Und und und. Ende Oktober informieren die Offiziellen bei einer BürgerInnenversammlung, dann kommt hoffentlich Licht ins Dunkel. Zeit wird's, denn Januar soll's schon losgehen.
Gemischt verlief unsere Veranstaltung gestern dann. Pfarrer Rösch, Herbert Petrilak von Deggendorf Nazifrei sowie Ben Rau und Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat saßen auf dem Podium. Wir informierten über die Lebenssituation von Flüchtlingen in Bayern, erläuterten Punkte, wie Sozialversorgung, Arbeitsmarktzugang etc. und machten einige Punkte zur aktuellen Unterbringungssituation klar. Pfarrer Rösch ergänzte aus theologischer Perspektive und zog sogar die bayerische Verfassung zu rate, die mehr zum Schutz von Flüchtlingen zu sagen hat, als gedacht. Herr Petrilak moderierte, machte Deggendorf Nazifrei, das ein schwieriges Standing in einer Stadt wie Deggendorf hat, stark und reagierte in Mundart auf Rückfragen.
Erfreulicherweise wurde in der Diskussionsrunde klar: Es gibt bereits Leute, die sich einsetzen wollen in Deggendorf, wenn die Erstaufnahme kommt. Wie genau, ist noch unklar, das wird sich wohl nach der offiziellen Versammlung Ende Oktober klären. Etwas Unmut darüber gab es, dass wir die heiss erwarteten harten Fakten nicht liefern konnte. Aber was wir nicht wissen, das wissen wir nicht - und so verlief der Abend gemischt und hat hoffentlich doch dazu beigetragen, dass die Diskussion über die Erstaufnhameeinrichtung Deggendorf Fahrt aufnimmt, und auch BürgerInnen vor Ort sich vorbereiten und überlegen, was sie beitragen wollen und können.