Wir werden durch die kalten Flure geführt, der ungastliche Charme des Möbelhauses haftet den Räumlichkeiten immer noch an. In einem Zimmer im Erdgeschoss werden wir von Mustafa empfangen. Er lebt mit drei weiteren jungen afghanischen Männern zusammen. Glück gehabt – viele der anderen Zimmer sind mit fünf oder sechs Menschen belegt. Betten gab es in Mustafas Zimmer jedoch offensichtlich nicht genug: Einer der jungen Männern schläft auf dem Boden, ohne Matratze auf einem Teppich. Eigentlich müssten sie so nicht wohnen – Mustafas Mitbewohner hat eine Aufenthaltserlaubnis und könnte ausziehen. Er findet jedoch keine Wohnung, niemand unterstützt ihn bei der Wohnungssuche.
Die afghanischen Männer sind bereits seit drei Jahren in Mindelheim. So lang werden die meisten der Roma-Familien aus Serbien und Mazedonien wohl nicht bleiben. Die meisten leben mit einer Duldung, über kurz oder lang wird ein Abschiebebescheid kommen.
Auch die neun-köpfige Familie im ersten Stock ist geduldet. Ihr Zimmer ist groß, für zwei Erwachsene und sieben Kinder in verschiedenen Altersstufen dennoch zu klein. Die Schulsachen der Kinder stapeln neben Schuhen, Handtüchern, Kosmetikartikeln. Die anderen Familien sind alle im Erdgeschoss untergebracht, erzählt der Mann, der mich hierhin geführt hat. Nur sie leben zusammen mit alleinstehenden Männern auf dem Stockwerk. Mit diesen teilen sie sich auch die Duschen und Toilettenräume. Es ist ihm unangenehm, wenn seine 7-jährige Tochter auf dem Flur auf junge Männer trifft, die nur mit einem Handtuch bekleidet aus der Dusche kommen.
In der Gemeinschaftsunterkunft in Mindelheim wäre Platz genug: Um geflüchteten Familien ausreichend Schutzräume zu bieten, um ein weiteres Bett in Mustafas Zimmer zu stellen. Es fehlt jedoch an politischem Willen. Für die serbischen und mazedonischen Familien fehlt es – ohne Aussicht auf Bleiberecht – auch an einer langfristigen Perspektive.