Augsburg

Asylpolitischer Mief - Augsburg, Calmbergstraße BEN (Flüchtlingslager Calmbergstraße, Augsburg), Montag 6.10.14, 14.00 Uhr: Obwohl unser Besuch erst am Morgen bekannt geworden war, ist der Boden noch feucht als wir gegen 14 Uhr ankommen, es riecht nach Sommerfrische. Im Flüchtlingslager in der Augsburger Calmbergstraße leben rund 150 Flüchtlinge unter miserablen Bedingungen. Die 150 Jahre-alte ehemalige Kaserne ist baulich in marodem Zustand, die Zimmer sind klein und beengend. Man geht durch lange hohe Gänge in dem riesigen Gebäude, Dreck, Lärm. Es gibt zu wenige Koch- und Waschgelegenheiten, Privatsphäre sucht man vergebens. In den Gemeinschaftsduschen gibt es noch nicht einmal Kabinen, Intimität Fehlanzeige. Das Lichtlein im Dunkel: Ehrenamtliche versuchen die Flüchtlinge zu unterstützen, wo sie können. Sie haben Fahrräder organisiert, eine gemeinsame Fahrradwerkstatt etabliert und sogar WLAN, Freifunk, im Lager installiert. Trotzdem bleibt die Situation zermürbend. Man will in diesem Ausnahmezustand definitiv nicht leben, schon gar nicht über Jahre hinweg. Hier weht eiskalt der Wind der bayerischen Abschreckungspolitik der letzten Jahrzehnte. Das Lager soll im nächsten Jahr angeblich geschlossen werden. So richtig glauben wir das erst, wenn es passiert ist. Denn Sozialverbände, der Bayerische Flüchtlingsrat und sogar der Augsburger Stadtrat setzen sich seit Jahren für eine Schließung ein. Wenn es denn endlich passiert: Höchste Zeit! Vielleicht weht bis dahin auch endlich ein frisches Lüftchen im bayerischen Lagerland. Der anachronistische Mief à la 'Abschreckung durch Unterbingung' in der Calmbergstraße zeigt, wie bitter nötig das ist. augsburg-calmbergstr